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König Fußball und die Kosten

Spektakuläres, 6,5 Millionen Euro teures WM-Programm in Frankfurt

Mit einem 6,5 Millionen Euro teuren, weltweit einzigartigen Rahmenprogramm will die Stadt Frankfurt die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 begleiten. Die Fassaden von elf Hochhäusern im Bankenviertel sollen als Projektionsfläche für gigantische Fotos und abstrakte Kunst dienen, auf einer im Main schwimmenden Großleinwand sollen so viele Spiele wie möglich live und für die Zuschauer unentgeltlich übertragen werden, zudem ist an den Flußufern ein umfangreiches Kulturangebot geplant. "So etwas hat es noch nie gegeben", sagte der Frankfurter Sportdezernent Joachim Vandreike (SPD) bei einer Pressekonferenz im Kaisersaal des Römer. Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) versprach, Frankfurt werde während des vierwöchigen WM-Turniers mit der größten Open-air-Arena in Deutschland glänzen.

Bereits an Pfingsten 2006, dem Wochenende vor dem Beginn der Weltmeisterschaft, sollen von Samstag bis Montag nach Einbruch der Dunkelheit für etwa eine Stunde - untermalt von Musik - die Konterfeis von Sportlern sowie Licht-, Laser- und Video-Objekte auf die mit Folien versehenen Hochhauswände projiziert werden. Der Hessische Rundfunk erwägt dem Vernehmen nach, die Musik zur Hochhaus-Diaschau zeitgleich im Radio zu übertragen, so daß auch weiter entfernt stehende Beobachter in den Genuß der gesamten Inszenierung kämen. Die Stadt erhofft sich von diesem frühzeitigen Start des WM-Spektakels ein maximales Interesse bei nationalen und internationalen Fernsehsendern. Sylvia von Metzler, Vorsitzende des von der Stadt gegründeten Kuratoriums zur Vorbereitung des WM-Rahmenprogramms, freut sich auf "ein Fest aus Fußball, Kunst, Licht und Bewegung".

Am letzten Wochenende des Turniers soll dann parallel zum WM-Spektakel in Frankfurt das Museumsuferfest stattfinden. Am Abend des Finales am 9.Juli könnten nach den bisherigen Planungen der Stadt die besten Fotos aus den vorangegangenen Spielen an den Hochhäusern gezeigt und ein großes Feuerwerk abgebrannt werden. Die schwimmende Videoleinwand soll nach bisherigen Planungen zwischen Obermainbrücke und Alter Brücke im Main befestigt werden, an den Ufern sind Tribünen für die Fans vorgesehen. Andre Heller, der für das künstlerische Rahmenprogramm der WM in Deutschland insgesamt verantwortlich ist, hat nach Angaben von Vandreike bereits eine Computeranimation der geplanten Wolkenkratzer-Inszenierung gesehen und sei davon "richtig begeistert" gewesen.

Die Stadt hofft, daß Sponsoren aus der Region bis zu 3,5 Millionen Euro aufbringen, in etwa die Summe, welche die Illumination der Hochhäuser kosten soll. Er sei optimistisch, daß sich in der Wirtschaft "elf Freunde" finden würden, die bereit seien, im Schnitt jeweils 300000 Euro bereitzustellen, sagte Sportdezernent Vandreike. Möglichst bis Ende des Jahres müßten die verbindlichen Zusagen der Sponsoren vorliegen, damit dann möglichst bald die Regisseure, Komponisten und Künstler ausgesucht werden könnten. Weitere drei Millionen Euro für das kulturelle Rahmenprogramm, die Verbesserung des Stadtbildes zur WM sowie für Kommunikation und Werbung sind nach den Worten der Oberbürgermeisterin bereits im städtischen Doppelhaushalt 2005/2006 eingeplant.

Frankfurt werde die Weltmeisterschaft so gut wie möglich nutzen, um für sich und den Wirtschaftsstandort Rhein-Main zu werben, stellte Roth klar. Vandreike wies darauf hin, daß die Fußball-WM von mehr Menschen am Fernseher verfolgt werde als die Olympischen Spiele, daß während des Turniers rund eine Million ausländische Besucher sowie allein etwa 20000 Journalisten in Deutschland erwartet und daß rund drei Millionen Zuschauer die Spiele in den Stadien verfolgen würden. Frankfurt wolle sich bei dieser Gelegenheit unter dem Motto "Die Welt zu Gast in dieser Stadt" als weltoffene, internationale und interkulturelle Metropole präsentieren.

Joachim von Harbou, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt und neben Metzler an der Spitze des Kuratoriums, hat keinen Zweifel, daß die Wirtschaft den von ihr erhofften Betrag zusammenbringen werde. Die Weltmeisterschaft mit ihren fünf Spielen in Frankfurt sei "die ganz große Chance, unsere Region als sympathisch und weltoffen darzustellen". Dies diene dem Rhein-Main-Gebiet und damit auch der regionalen Wirtschaft, die mit der WM natürlich auch auf zusätzliche Aufträge hoffe. Bei der ersten Sitzung des WM-Kuratoriums am Montag abend, an der rund 20 Vertreter großer Unternehmen aus der Region teilnahmen - von den Großbanken über Flughafenbetreiber Fraport bis hin zu ZDF und Hessischem Rundfunk -, sei die Bereitschaft, sich finanziell zu engagieren, jedenfalls sehr groß gewesen.

Auch zur Eröffnung des neuen Frankfurter Waldstadion im nächsten Jahr plant die Stadt ein kurzes, im Fernsehen übertragenes Fest. Zum Auftakt des Confederations Cups, bei dem sich am 15. Juni 2005 in Frankfurt die Mannschaften von Deutschland und Australien gegenüberstehen, wird die neue Arena mit einer Mischung aus Oper und Artistik der Öffentlichkeit vorgestellt. Sänger der Frankfurter Oper sollen bei der medienwirksamen Eröffnungsfeier ebenso dabeisein wie ein Hochseilläufer, der auf einem über das Spielfeld gespannten Kabel spaziert. Die Finanzierung dieses kurzen Programms ist nach Angaben von Sportdezernent Vandreike bereits so gut wie sichergestellt.

(FAZ.NET vom 16. November 2004)
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URL: http://www.k-faktor.com/frankfurt/fussball-wm.htm | Letzte Änderung: 20.12.2005

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