Frankfurt ist die Stadt des Geldes in Deutschland. Nirgendwo in dieser Republik residieren so viele Banken, nirgendwo ist die Macht der Wirtschaft so allgegenwärtig wie in der Main-Metropole.
Nachdrücklicher als die vielen Glaspaläste und Wolkenkratzer der Finanzinstitute belegen dies nüchterne Zahlen und Statistiken:
Banken | |
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Stand der Information:
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Quelle: Deutsche Bundesbank, Daten zum Bankenplatz Frankfurt | |
Anzahl Kreditinstitute a) | |
gesamt: | 323 |
davon ausländische Institute: | 187 |
Beschäftigte b) | |
gesamt: | 72.400 |
prozentual: | 10.5 % |
Geschäftsvolumen: a) | 2.678,8 Mrd. € |
In Europa wird Frankfurt als Finanzzentrum nur durch London übertroffen, das sowohl bei den Banken wie auch der Börse in nahezu allen Kategorien einen deutlichen Vorsprung besitzt. Besonders augenfällig ist dies im Bereich Investmentbanking: 165 Investmentbanken und 87 Fondsgesellschaften in London stehen in Frankfurt gerade einmal 13 Investmentbanken bzw. 9 Fondsgesellschaften gegenüber. Interessante Hintergrundinformationen hierzu liefert eine 2001 erschienene Studie der Deutsch-Britische(n) Siftung für das Studium der Industriegesellschaft mit dem Titel Comparing London and Frankfurt as world cities: A relational study of contemporary urban change (Links zu dieser und weiteren online verfügbaren Publikationen finden sich auf Seite 3).
Deutsche Börse AG | |
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Stand der Information: 2005 | |
Quelle: Deutsche Börse, Factbook 2005 | |
Umsatz (Parkett + Xetra): | 3.274,3 Mrd. € |
Marktkapitalisierung inländischer Unternehmen: | 1.035,3 Mrd. € |
Anzahl gelisteter Unternehmen: | 764 |
Obwohl der Finanzplatz Frankfurt europaweit "nur" nur auf Platz drei liegt (hinter London und der Vierländerbörse "Euronext" [05]), spielt die Deutsche Börse im internationalen Vergleich dennoch ganz vorne mit (Abb. 3). In jüngster Zeit jedoch mehren sich warnende Stimmen, die ein unsanftes Ende der Frankfurter Höhenflüge für möglich halten. Daß dies auch die Deutsche Börse AG so sieht, belegen ihre - bisher jedoch allesamt vergeblichen - Bemühungen, sich mit einem starken Partner zusammenzuschließen. Nach dem 2005 gescheiterten Übernahmeversuch der London Stock Exchange und der aktuell geplatzten Fusion mit der Mehrländerbörse Euronext (die ihrerseits der NYSE den Vorzug gibt), droht dem Finanzplatz Frankfurt ein schwerer Rückschlag, wenn es der Deutschen Börse nicht bald gelingt, einen anderen Partner zu finden.
Die enge Verbindung der Kommune mit der Finanzwelt manifestiert sich auch beispielhaft und besonders facettenreich in der Person Tom Koenigs. Der ehemalige Stadtkämmerer Frankfurts ("Ich komme aus einer Familie, die mit dem Bankgewerbe verflochten ist") ist einen unkonventionellen Lebensweg gegangen. Nach der Banklehre in Düren und London studierte er Betriebswirtschaft an der FU Berlin (Note: sehr gut) und engagierte sich bis 1972 in der APO. Mit der Praxis kam er als Schweißer bei Opel in Kontakt, der richtige Ort für ihn und einige Freunde, ihre revolutionären Ideen auf dem Marsch durch die Institutionen umzusetzen. Es folgten eine Lehre als Feingeräteelektriker sowie Jobs als Taxifahrer, Buchhändler und spanischer Übersetzer sowie ausgedehnte Südamerikareisen. Sein "großes Erbe" (Koenigs) vermachte er dem Vietcong und chilenischen Widerstandsgruppen. Er steht nach wie vor zu dieser Entscheidung. "Ererbtes Vermögen ist gestohlenes Vermögen", sagt er dazu. Erstaunlich, daß jemand wie er es geschafft hat, erster grüner Kämmerer einer Großstadt zu werden. Noch erstaunlicher, daß er auf diesem Posten - bis zu seinem Rausschmiß durch die CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth (1997) - eine allgemein respektierte und erfolgreiche Arbeit geleistet hat. Aber vielleicht ist es auch nicht erstaunlich, sondern nur zwangsläufig und konsequent.
URL: http://www.k-faktor.com/frankfurt/kommerz.htm | Letzte Änderung: 10.10.2006
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