Frankfurt am Main ist offensichtlich keine ganz unbedeutende Stadt. Nicht nur für mich, der ich hier seit 1990 lebe und arbeite, sondern anscheinend auch für viele andere, wie die Zahl von ca. 163 Mio. Google-Treffern zum Stichwort "Frankfurt" belegt (Stand: 16-06-2006).
Frankfurt/Mein, Bankfurt und Krankfurt, Punkfurt und Junkfurt, Mainhattan, Wirtschaftsmetropole, "City of the Euro": Frankfurt hat viele Gesichter und einen umstrittenen Ruf, wie die vielzitierten polarisierenden Verballhornungen des Namens belegen.
Mein erster Eindruck von Frankfurt war 1990 sehr zwiespältig. Aus dem beschaulich-provinziellen Nürnberg bzw. Erlangen an die Main-Metropole verschlagen, verbindet mich seit dieser Zeit eine Art Haßliebe mit meinem jetzigen Wohnort. Was mich gleichermaßen fasziniert wie abstößt, ist die Widersprüchlichkeit dieser Stadt. An nahezu jeder Straßenecke, in fast jedem Bereich prallen Gegensätze aufeinander.
Frankfurt ist eine Stadt sozialer Gegensätze. Der mit ca. 25% höchste prozentuale Ausländeranteil einer deutschen Großstadt (Abb. 1) sowie eine Kriminalitätsrate von mehr als 17.000 Delikten auf 100.000 Einwohner, die der Stadt - trotz aller Erfolge bei der Verbrechensbekämpfung in der Vergangenheit [14] - im deutschlandweiten Vergleich noch immer einen traurigen Spitzenplatz beschert (Abb. 2), kontrastieren deutlich mit dem selbstbewußt zur Schau getragenen Chic und Lifestyle einer Elite der jungen Erfolgreichen, der Banker und Werber. Dennoch - buntes Multikulti und Glamour existieren scheinbar problemlos nebeneinander und die Differenz ist die offensichtliche Normalität dieser Metropole.
Den Frankfurter "an sich", den typischen Repräsentanten dieser Stadt, gibt es schon lange nicht mehr. Sie gehören alle gleichermaßen dazu: der Rentner aus Bornheim, der in der "Sonne", einem denkmalgeschützten Gasthof mit schönem Garten, seinen Äppler trinkt, der Banker aus London oder NY, der nach einem langen Arbeitstag eilig über den Opernplatz hastet, um noch rechtzeitig vor Konzertbeginn seinen Platz in der Alten Oper einzunehmen, der Student, der im Mousonturm eine Performance besucht oder der Arbeitslose, der auf der Zeil die Passanten um einen Euro anschnorrt.
URL: http://www.k-faktor.com/frankfurt/kommune.htm | Letzte Änderung: 10.10.2006
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