Frankfurt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Von der einstigen Größe der freien Reichsstadt (1372), Stätte der deutschen Königswahl (1356) und Kaiserkrönung (1562) sowie seiner führenden Rolle bei der Revolution von 1848 ist nur wenig übriggeblieben. Politik wird in dieser Stadt zwar noch gemacht, allerdings aus der Gartenzwergperspektive. Es wird geschachert um Ämter und Posten, doch die Macht residiert anderswo - nämlich in den schalldichten Vorstandsbüros von Großbanken und Industriekonzernen.
Das Aufbegehren der Studenten in den späten 60er und der Häuserkampf der 70er Jahre gegen die Immobilienspekulanten haben die Stadt nicht nachhaltig verändert. Die zeitweilige Umbenennung der Universität in "Karl-Marx-Universität" ist nicht mehr als eine Marginalie der neueren Frankfurter Geschichte und heute kaum noch einem Frankfurter erinnerlich.
Abisag Tüllmann: Joschka Fischer im Frankfurter Volksbildungsheim, 1974
[© bpk (Bildarchiv Preußischer
Kulturbesitz)]
Der eine oder andere der damaligen Protagonisten hat später dann auch noch Karriere gemacht, als Kabarettist (Matthias Beltz, † 2002), "Multi-Kulti Vorzeige-Promi" (Daniel Cohn-Bendit), Varieté Betreiber (Jonny Klinke) oder Bundesaußenminister (Josef Fischer). Aber mehr ist nicht geblieben - schade, eigentlich ...
Immerhin gibt es aber auch noch eine ganze Reihe kluger Köpfe, die mehr oder weniger lang in dieser Stadt gewirkt haben. Stellvertretend hierfür sei die Frankfurter Schule mit ihren bekanntesten Vertretern Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Erich Fromm, Herbert Marcuse, Walter Benjamin und Jürgen Habermas sowie die sog. "Neue" Frankfurter Schule mit Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler und Friedrich Karl Waechter genannt. Während erstere "ernsthafte Philosophie" betrieben, haben sich letztere als Gründungsmitglieder des 1964 ins Leben gerufenen Satiremagazins "Pardon" der Aufklärung, Gesellschafts- und Kulturkritik mit spitzer Feder verschrieben.
Und dann ist da ja noch jener Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), vor dessen Geburtshaus in den Sommermonaten täglich knipsende Touristen in größerer Zahl zu besichtigen sind. Vor lauter Bewunderung für diesen "größten Sohn Frankfurts" wird allerdings leicht übersehen, daß es noch eine ganze Reihe anderer, (mindestens) ebenso interessanter Künstler-Persönlichkeiten gibt, die gleichfalls in sehr enger Beziehung zu Frankfurt stehen. Stellvertretend seien nur die Malerin, Kupferstecherin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647 - 1717) sowie der Maler Max Beckmann (1884 - 1950) genannt, der von 1915 bis 1933 in Frankfurt arbeitete und an der Städelschule unterrichtete.
URL: http://www.k-faktor.com/frankfurt/kommune3.htm | Letzte Änderung: 02.03.2006
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