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Frankfurt am Main

Architektur und Städtebau

Genauso widersprüchlich wie ihre Bevölkerung ist auch die Architektur dieser Stadt. Im Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen, gab es 1945 in Frankfurt so gut wie keine intakte Architektur mehr. Nahezu 80 % der Bausubstanz waren zerstört, einschließlich des gesamten Altstadtkerns. Übrig blieben lediglich 17 Millionen Tonnen Schutt. Noch heute leidet die Stadt unter zahlreiche Bausünden der Nachkriegszeit, als die schnelle Wiederherstellung von Wohnraum, Büros und Produktionsstätten wichtiger war als architektonisches Profil.

Die ersten Hochhäuser entstanden 1954 mit dem sog. "Bienenkorbhaus" (Höhe 43 m) sowie dem - mittlerweile abgerissenen - Fernmeldehochhaus (Höhe 74.8 m) an der Großen Eschenheimer Straße. Das bekannteste der "aktuellen" Hochhäuser ist sicherlich der von Helmut Jahn entworfene und 1991 fertiggestellte Messeturm mit seinen knapp 257 m Höhe.

Vordergründig betrachtet prägen heute die Hochhäuser das Bild Frankfurts in der Öffentlichkeit. Der überwältigende Besucherandrang bei den bisherigen drei Wolkenkratzerfestivals 1996, 1998 und 2001 [4] (mit zuletzt nahezu 800.000 Besuchern) ist ein eindeutiger Beleg dafür.

Doch die Stadt hat architektonisch mehr zu bieten. Da gibt es die verträumten alten Villen im Westend und im Holzhausenviertel. Mit ihren zum Teil großen Gärten üben sie auf mich - speziell im Herbst, wenn das Laub sich färbt und die Sonne niedriger steht - eine große Anziehungskraft aus. Die von Friedensreich Hundertwasser entworfene Kindertagesstätte Heddernheim ist ein architektonisches Kleinod, ebenso wie die aus den 20er Jahren erhaltene Bebauung, die heute zum Teil unter Denkmalschutz steht.

Foto: Siedlung 'Am Höhenblick'

Siedlung "Am Höhenblick" (1926)
Walter Müller-Wulkow: Architektur der 20er Jahre in Deutschland

Ernst May, 1925 zum Stadtbaurat in Frankfurt berufen, entwarf und errichtete zum Beispiel zwischen 1926 und 1929 zusammen mit den Architekten Margarete Lihotzky, Mart Stam und anderen zahlreiche Siedlungen, darunter die sog. Römerstadt sowie die Siedlungen Am Höhenblick, Praunheim, Bornheimer Hang und Riedhof. Ich bin immer wieder von der Schlichtheit und Geradlinigkeit dieser Bauweise beeindruckt, auch wenn der Zahn der Zeit an der einen oder anderen Stelle unübersehbare Spuren hinterlassen hat. [Weitergehende Informationen zu Ernst May und seinen Projekten in Frankfurt finden sich in einer interessanten Seminarbeit von Antonia Kühn.]

Foto: Römer

Was ich hingegen gar nicht mag, ist der - in meinen Augen - mißglückte Wiederaufbau des Römers mit den umliegenden Gebäuden. Die Proportionen des Platzes empfinde ich als unharmonisch und die Gebäudefassaden als kitschige Postkartenkulisse. Allerdings sehen die vielen Touristen, die die Stadt in den Sommermonaten bevölkern, dies sicherlich anders.

Wohin der städtebauliche Weg Frankfurts führen wird, ist schwer abzuschätzen. "Urbanität" ist das neue Schlagwort. Auf dem früheren Gelände der Telekom an der Zeil entsteht zur Zeit das Projekt PalaisQuartier (auch bekannt als FrankfurtHochVier), ein mehr als 800 Mio. Euro teures Einkaufs- und Erlebniszentrum mit einem Hotel- und einem Büroturm [20]. Und Yuppie-Siedlungen am Mainufer, nur einen Steinwurf entfernt vom geplanten neuen Standort der EZB auf dem Gelände der alten Großmarkthalle wecken Assoziationen mit den Londoner Docklands, auch wenn dieser Vergleich sicher eine Nummer zu groß ist. Fast bin ich froh, daß es da noch die nehezu ländlichen Randbezirke wie Bergen-Enkheim und Seckbach gibt, die dazu einen deutlichen Kontrast bilden. Frankfurt ist eben eine Stadt der Gegensätze, auch städtebaulich.

Interessante weiterführende Links:

Altfrankfurt
Eine ausgesprochen sehenswerte Seite zum "alten" Frankfurt mit zahlreichen historischen Fotos.
Frankfurter Architektur in den 20er Jahren
Fotos von einigen Gebäuden dieser Zeit.
Ernst May in Afrika
Artikel der NZZ zur Frankfurter Ausstellung.
Das neue Frankfurt
Vergessene Moderne - die Frankfurter Heimatsiedlung von Ernst May.
Ernst-May-Gesellschaft e.V.
Website der in Frankfurt ansässigen Gesellschaft mit interessantem Material über Leben und Werk des Namensgebers.
Frankfurt baut auf
Anhand zahlreicher Bilder und Texte wird die städtebauliche Entwicklung Frankfurts nach dem zweiten Weltkrieg bis hinein in die siebziger Jahre äußerst anschaulich und informativ dokumentiert.
Hochhausbau im Großraum Frankfurt am Main
Sehr gut recherchierte und fachkundig geschriebene Seiten von Wolfgang Leonhard mit zahlreichen Fotos und Fakten.
Skyline
Die Frankfurter Hochhäuser in ihrem Bedeutungs- und Bewertungswandel. Essay von Stefan Boehm-Ott über die Frankfurter Baugeschichte, erschienen in Forum Wissenschaft 1/2001.
Die "neue" EZB in Frankfurt [en]
In einem internationalen Wettbewerb wurden die besten Entwürfe für den EZB-Neubau prämiert. Die englischsprachigen Seiten präsentieren unter anderem in einer Fotogalerie das vorgesehene Bauareal mit der dort befindlichen Großmarkthalle sowie Modelle der drei Preisträger-Entwürfe.
Frankfurter Stadtansichten
Beeindruckend schöne Bilder der Stadt, aufgenommen in SW von Andreas Schneider [leider lange Ladezeit der Vorschaubilder].

URL: http://www.k-faktor.com/frankfurt/kommune2.htm | Letzte Änderung: 07.07.2005

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